Unter der Überschrift „Schluss mit Provisorien – Unser Plan für die Kantstraße“ stellte die FDP-Fraktion Charlottenburg-Wilmersdorf am Samstag, 26.09.2020, auf dem Karl-August-Platz ihr neues Konzept für eine verkehrliche Weiterentwicklung und Neuaufteilung des Straßenraums in der Kantstraße vor. Verschiedene Interessenvertreter diskutierten über die Lösungsvorschläge der FDP-Fraktion, die die Situation für alle Verkehrsteilnehmer verbessern würden. Für die Bürgerinnen und Bürger standen neben dem FDP-Fraktionsvorsitzenden Felix Recke und dem Mitglied im Abgeordnetenhaus von Berlin, Henner Schmidt, der 1. Vorsitzende der Berliner Taxi-Innung, Leszek Nadolksi, die Gewerbetreibende Brigitta Köttel, die Sprecherin des Fahrradfreundlichen Netzwerks Charlottenburg-Wilmersdorf, Kerstin Leutloff, sowie der Sprecher der Bürgerinitiative Karl-August-Kiez, Lutz Kaufmann, Rede und Antwort.

Anders als Senat und Bezirk ließ die FDP-Fraktion aber auch Bürgerinnen und Bürger zu Wort kommen. Dabei wurde deutlich, dass alle eine Veränderung der Situation für erforderlich halten, jedoch unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Die eingerichteten Pop-up-Radwege stießen auf ein geteiltes Echo. So sei eine Fahrradspur zwar unbedingt erforderlich und die Pop-up-Radwege besser als nichts, jedoch machten sich vor allem auch ältere Menschen große Sorgen, dass Rettungsfahrzeuge nicht mehr schnell vorankämen. Andere zeigten sich beunruhigt über die Entwicklung des Kiezlebens und den Einzelhandel, wenn eine An- und Ablieferung der Gewerbetreibenden nicht mehr möglich ist und der Autoverkehr eingeschränkt wird. Vielfach wurde auch die gestiegene Aggression im Straßenverkehr thematisiert und für mehr Verständnis geworben.

Zur Lösung der zahlreichen Probleme hat die FDP-Fraktion einen Lösungsvorschlag erarbeitet, der u.a. vorsieht, dass der Mittelstreifen wegfällt, um mehr Platz für alle Verkehrsteilnehmer zu gewinnen. Um den zunehmenden Radverkehr zu fördern, soll es einen breiten Radweg geben, der auch baulich von der Straße abgetrennt werden kann. Zur Beschleunigung des öffentlichen Nahverkehrs wird eine Busspur eingerichtet. Die Fußwegbreite wird beibehalten, aber durch eine Umgestaltung der Gehwege, der Schaffung von neuen Grünanlagen und durch mehr Sitzbänke können die Aufenthaltsqualität und Verweildauer erhöht werden. Der Bau einer Tiefgarage unter dem Amtsgerichtsplatz soll geprüft werden. Durch die Einrichtung von Liefer- und Ladezonen wird der fließende Verkehr nicht behindert und ein Parken in der zweiten Reihe unnötig.

Leszek Nadolski lobte v.a. die Einrichtung der Busspur. Diese stelle eine enorme Verbesserung dar, weil auch die Taxifahrer diese als Teil des öffentlichen Nahverkehrs mitbenutzen dürften und v.a. ältere Menschen auf die bordsteinfreie Beförderung angewiesen seien. Brigitta Köttel regte an, dass jedoch auch überlegt werden müsse, ob die Lieferdienste nicht wenigstens partiell die Busspur mitbenutzen könnten. Kerstin Leutloff kritisierte den Wegfall des Mittelstreifens, da sie besorgt sei, dass dies zur Raserei einlade und möglicherweise die Situation sogar noch verschlimmere. Lutz Kaufmann begrüßte den Diskurs, gab jedoch zu bedenken, dass die Einrichtung einer eigenen PKW-Spur mehr als fraglich sei, da es in 25 Jahren gar keinen motorisierten Individualverkehr mehr geben werde.

Felix Recke, der das Konzept der FDP-Fraktion vorstellte, begrüßte die Anregungen und führte aus:

„Unser Konzept stellt den Auftakt zu einer notwendigen Debatte dar. Klar ist, dass die Umgestaltung der Kantstraße einen Kompromiss erfordern wird und uns allen etwas abverlangt. Die derzeitige sehr konfliktreiche Gestaltung der Pop-up-Radwege darf jedoch nicht manifestiert werden. Es ist daher notwendig, jetzt mutig einen Umbau anzugehen!“